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Darius Jones:
Die Sprache einer besseren Welt erschaffen
Alex Mayor
Darius Jones, amerikanischer Komponist, Saxophonist und Musikprofessor, kehrt 2025 zur Monheim Triennale zurück, nachdem er bereits 2024 bei The Prequel sein meditatives und kraftvolles instrumentales Wesen in verschiedenen Konstellationen vor gefesseltem Publikum geteilt hat.

Die unscheinbare Kleinstadt Monheim liegt an einer Rheinschleife. Etwa fünfzig Meter vom Flussufer entfernt steht eine ebenso unscheinbare Kirche, die Marienkapelle der Stadt, die der örtlichen Bevölkerung seit dem 12. Jahrhundert stillschweigend einen Ort bietet, um sich mit weitreichenderen ewigen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Heute ist in der Kapelle so viel los wie noch nie, und ich finde einen Platz inmitten meiner Mitmenschen, gerade als die heutige „Predigt“ beginnt.

Die etwa hundert von uns sitzen geduldig da, blicken zum Altar und die Innenstadt dahinter. Aber unsere Aufmerksamkeit gilt Darius Jones, der da sitzt, sein Saxophon im Arm, seine Botschaft zweifellos sammelnd oder heraufbrodelnd. Anders als die meisten, die von der Kanzel einer Kirche sprechen, wird Jones uns zu einer Auseinandersetzung mit dem Unbekannten führen, und im Gegensatz zu uns blickt er letztlich gleichzeitig flussaufwärts und flussabwärts. Während sich seine Perfomance entfaltet und die Luft über und um uns herum erfüllt, wird klar, dass er eine größere Landschaft sieht.

Der Musiker, Komponist und Dozent Darius Jones, einer der Hauptakteure der Monheim Triennale 2024 bei The Prequel, kehrt 2025 zum Festival zurück und baut auf den musikalischen Erkundungen und Kollaborationen auf, die das Publikum bei seinem ersten Auftritt begeistert haben.

Als ich ihn im August treffe, ist der Improvisationskünstler Jones gerade dabei, in ein neues Haus umzuziehen, da er kurz davor steht, eine neue Assistenzprofessur an der Wesleyan University in Connecticut, USA, anzutreten. Er beantwortet meine Fragen im spärlich eingerichteten Wohnzimmer eines noch fremden Hauses.  

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Entstehungsgeschichten

Musikalische Entstehungsgeschichten sind oft voller aufschlussreicher Details, manchmal folgen sie einem Zickzackkurs zu Zielen, die dem Künstler selbst oft unklar bleiben, bis sich der Weg offenbart. Jones‘ Erinnerungen daran sind jedoch lebhaft und klar.

Darius Jones: „Eigentlich war mein erstes Instrument meine Stimme. Meine Schwester und ich haben unglaublich viel in der Kirche gesungen. Das Singen war das Erste, zu dem ich mich hingezogen fühlte. Ich habe gesungen und Saxophon gespielt. Und, das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber irgendwann in der Schule musste ich mich für eines von beiden entscheiden. Und ich dachte, (und das sagt viel über meine Kindheit aus), wenn ich mich für das Singen entscheide, bekomme ich Ärger. Ich weiß nicht, warum ich das dachte, aber ich tat es. Ich erinnere mich noch genau daran. Ich dachte: „Oh Gott, wenn ich singe, versuche ich nur, Mädchen zu beeindrucken und so, und ich kriege Ärger“. Also dachte ich, Saxophon spielen wäre nobler.

Jones‘ Onkel spielte Altsaxophon, und als er als junger Mann das Haus seiner Großeltern besuchte, war er beeindruckt, wie lange und wie oft er auf diesem Instrument übte. Aus seinem Zimmer drangen faszinierende Klänge. Da sein Interesse offensichtlich geweckt war, legten sein Onkel und Großvater zusammen, um dem jungen Darius ein Saxophon zu kaufen.

Darius Jones: „Mein Onkel spielte in der Kirche, aber die Musik, die ihn wirklich ansprach und die in der Gegend, in der ich aufwuchs, sehr populär war, waren eher Saxophonmelodien aus Pop oder R&B. Es war nicht unbedingt Jazz oder Avantgarde oder so etwas. Und dann gab es diesen Song, „Careless Whisper“ von George Michael, den er immer wieder spielte. Ich weiß nicht, ob es damals besonders populär war oder so, aber er spielte dieses Lied so intensiv und besonders dieses Solo – ich erinnere mich so gut an die Melodie des Refrains. Ich erinnere mich auch daran, dass ich viel von Parliament, Funkadelic, George Clinton, Gospelmusik, einiges von den Brecker Brothers, Spiro Gyra, Grover Washington Jr. und David Sanborn gehört habe. Bei denen dachte ich: Wow!

Hat deine Familie deine musikalischen Interessen unterstützt?

Darius Jones: „Meine Mutter war tatsächlich die erste Person, die mir eine richtige Jazzaufnahme geschenkt hat, und zwar vom Count Basie Orchestra. Sie begründete ihre „noble“ Tat, die Aufnahme zu kaufen, damit, dass die Person auf dem Cover wie ein guter Mensch aussah. Von Jazz hatte sie keine Ahnung. Auf dem Cover war einfach ein gut aussehender schwarzer Mann mit einem schön gestutzten Schnurrbart. Und ich glaube, sie fand Count Basie irgendwie süß.

Ich erinnere mich, dass ich sie mir anhörte und sie mir gefiel. Dann hörte ich Leute wie Lester Young, und von da an kaufte ich mir mehr Kassetten und ging in die Bibliothek. Das war sozusagen meine ersten Vorstöße in den Jazz als junger Mensch. Damals hat uns niemand geführt, es war mehr eine Art Selbstfindung.“

Eines Tages in der Junior High School kam Jones mit einer Platte von einem gewissen John Coltrane aus der Bibliothek nach Hause. Diese LP sollte einige aufkeimende Fragen über die Bedeutung und die Kraft der Musik kristallisieren, über ihre Fähigkeit, sowohl spirituell als auch profan zu sein, je nach Kontext und natürlich der Zuhörer:in.

Darius Jones: „Ich legte diese Platte auf und meine Schwester sagte: „Oh mein Gott, was ist das? Das ist Teufelsmusik!“ Und ich … Ich habe mich so geschämt. Das war merkwürdig. John Coltrane habe ich damals also nicht gehört. Als ich jung war, fühlte ich mich mehr zu eher traditioneller Musik hingezogen, wie Branford Marsalis.“

Natürlich braucht es Zeit, um ein musikalisches Bewusstsein und Verständnis zu entwickeln, diese Fähigkeit, tief in die Musik einzutauchen. Und wir alle wissen, dass man bereit sein muss, in gewisser Weise vorbereitet, bevor man sich auf bestimmte Kunstformen, bestimmte Musikrichtungen einlässt.

Darius Jones: „Da war dieser eine Kerl, Jimmy, der die ganze Sache irgendwie sabotiert hat, weil er ein großartiger Gitarrist war und viel Blues gespielt hat. Er war ein toller Kerl und hat mir Kassetten aufgenommen und gesagt: „Hör da mal rein!“ Und auf diesen Kassetten waren Künstler:innen wie Albert Ayler oder Eric Dolphy, einfach abgefahrenes Zeug, eine Menge wirklich ausgefallener Musik. Und um ehrlich zu sein, ich erinnere mich, dass ich mir das Zeug anhörte und dachte: „Hm?“ Als ob ich keine Meinung dazu hätte. War das gut? Ich legte sie ein und ließ sie laufen … aber es hat mich nicht wirklich angesprochen.“

Als Künstler, der noch am Anfang seiner Karriere stand, saugte er noch alle Einflüsse auf, die guten und die schlechten, die dauerhaften und die vergänglichen. Aber schon damals wusste er, dass der Hunger, ein besserer Künstler zu werden, davon lebt, sich einer Reihe von Inspirationen auszusetzen.

Darius Jones: „Ja - ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich so bin, wie ich bin - weil es niemanden gab, der mich geführt hat. Aber wir Musiker:innen entwickeln uns weiter, und unser Geschmack ändert sich mit den Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen.

Die philosophische und spirituelle Mission 

In der Vergangenheit hat Jones das Musizieren und Komponieren als eine Art spirituelle und philosophische Übung beschrieben. Wie viele Künstler:innen hat er mit der Musik und dem kreativen Prozess als Mittel zur Selbstverwirklichung und persönlichen Erleuchtung gerungen.

Darius Jones: „„Ich glaube, von Anfang an hatte ich das Gefühl, etwas Göttlicheres zu schaffen – dass Musik mehr ist als nur Unterhaltung. Diese Einstellung ist mir irgendwie immer erhalten geblieben. Manchmal war ich verwirrt, als ich eine Position entwickelte, in der ich nicht einmal die Idee verstand, instrumentale Musik aus einer Unterhaltungsperspektive zu machen.

Ich sah lokale Entertainer:innen und mochte das nicht wirklich. Ich fand es sehr kitschig, manchmal sogar ein bisschen traurig. Ich erinnere mich an einen Typen, der sehr beliebt war, als ich im ersten oder zweiten Semester am College war. Und alle sagten: „Dieser Typ hat es einfach! Ich erinnere mich, wie ich ihm zuhörte, wie er auf den Knien spielte, und alles, was er tat, ließ mich denken: „Oh mein Gott, niemand wird mich mögen – wenn es das ist, was die Leute wollen, ist es nicht das, was ich ihnen geben will.“

Für Jones hätte das Saxophon nicht weiter entfernt sein können von den vielen abgedroschenen Motiven und Bildern, mit denen das Instrument in der Popkultur des 20. Jahrhunderts in Verbindung gebracht wurde.

Darius Jones: „Ich glaube, für mich drehte sich alles um das Spirituelle, um den Versuch, Gott oder eine andere Ebene der Existenz zu erreichen. Für mich war die Musik etwas, das mir das Leben gerettet hat. Sie hat mir in sehr schwierigen Zeiten geholfen und in einer sehr, sehr schwierigen Kindheit. Ich glaube, diese Mentalität habe ich mir während meiner ganzen Karriere bewahrt.“

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Kollaboration und die Fluxus-Bewegung

Darius Jones hat über die Fluxus-Bewegung geschrieben und sich in seinen Kompositionen und seiner Herangehensweise an Musik offensichtlich stark von ihr inspirieren lassen. Ich fragte ihn, ob er ihre Betonung von Prozess und Form als hilfreich für sich als Komponist oder Designer empfunden hat.

Darius Jones: Ja, Fluxus ist ein großartiges Beispiel für meine Abneigung gegenüber Entertainment. In gewisser Weise ist es so, als würden sie das Kunstsystem kommentieren. Sie untergraben die Wahrnehmung dieser Dinge. Die Idee ist eine Art Coaching für das Kunstschaffen aus einer gelebten Perspektive. Für mich bedeutet das, dass ich dort lebe, wo ich meine Kunst schaffe. Ich lebe dort, wo ich meine Kunst präsentiere. Und das finde ich faszinierend. Ich finde es schön. Es gibt also die kapitalistischen Schemata, in denen wir alle irgendwie gefangen sind und die für die meisten von uns leider überlebensnotwendig sind.

Aber als Kunstbewegung war Fluxus einfach ein zusammengewürfelter Haufen von Leuten. Wenn man sich die ersten Performances anschaut, die in Deutschland stattfanden, da gab es einen asiatischen Typen, es gab einen schwarzen Kerl, es gab eine Frau, es gab einen weißen Kerl, Europäer:innen und Amerikaner:innen, also eine Kabale von Leuten, und das einzige Ziel war Chaos. Oder die Idee des Prozesses: „was machen wir?“ Und dann ist das Ergebnis Teil der Erfahrung, Teil der Überraschung oder der improvisatorischen Komponente davon.“

Als Jones sich eingehender mit der Geschichte und Praxis der Fluxus-Bewegung beschäftigte, erkannte er etwas ziemlich Tiefgründiges in ihrem Ethos und in der Art und Weise, wie diese Kunstbewegung die Welt beeinflusste. Er sieht auch Parallelen zu den Auswirkungen der Genossenschaftsbewegung und ihrer selbstorganisierten Alternative zum gesichtslosen Kapitalismus.

Darius Jones: „Ich schaue mir die Idee an, dass eine Gruppe von Menschen einfach ein Gebäude kauft und sie, hauptsächlich Künstler:innen, ihr Geld zusammenlegen, um an diesem Gebäude arbeiten und es zu ihrem eigenen Ort zu machen, an dem sie Kunst schaffen und all diese Dinge tun. Und es ist faszinierend, denn je genauer man hinschaut, desto mehr Beispiele gibt es überall. Es ist irgendwie verrückt, es ist, als hätten sie den Weg gefunden. Und das liebe ich daran.“

Bei The Prequel im Jahr 2024 konnte Jones auch mit Schüler:innen aus der Region und einem Chor aus der Umgebung von Monheim interagieren und auftreten.

Darius Jones: „Es hat mich fasziniert, in einer ungewohnten Umgebung zu sein. Zu sehen, wie kleine deutsche Kinder für eine Aufführung aufstehen – etwas, das ich nicht jeden Tag sehe – und ihre unterschiedlichen Charaktere und Temperamente zu erleben. Der Umgang mit den Menschen war interessant, aber letztendlich bin ich in dieser Situation nur ein Musiker, nur ein Hornist. Ich muss nur dafür sorgen, dass ich das tue, was ich tun soll, und dass ich das Beste aus dem mache, was man mir vorgibt. Ich stehe sozusagen der Sache.“

Jones lehrt derzeit an der Wesleyan University in den USA. Die Universitäten sind natürlich recht volatile Orte geworden, manchmal Orte des kulturellen Konflikts, an dem Erwartungen, Werte und Bestrebungen aufeinanderprallen. Ich habe mich gefragt, wie die Reaktionen seiner Student:innen auf seinen Unterricht sein eigenes Denken und Handeln beeinflusst haben.

Darius Jones: „Ich liebe meine Student:innen – sie regen mich zu zum Nachdenken an. Eine Sache, über die ich viel nachdenke, ist die Liebe zu etwas, das man noch nicht vollständig beherrscht. Dieser Kampf hat etwas sehr Schönes. Manchmal sind sie einfach am Boden zerstört, weil sie nicht so gut gespielt haben oder so, und stellen alles in Frage. Ich liebe es, wenn sie viel üben und merken: „Oh mein Gott, das ist körperlich so anstrengend. Es tut weh!“ Das ist wichtig, denn all das gehört zu dem, was man erreichen will! Und dann gibt es die ultimative Verzweiflung, wenn man denkt: „Wird das irgendjemandem gefallen?“ Nein. Es besteht die Möglichkeit, dass man nicht berühmt wird, selbst wenn man sehr hart arbeitet. Ich sage ihnen, Musiker:in zu sein bedeutet nicht, Künstler:in zu sein. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Wenn du Musiker:in werden willst, sage ich ihnen immer, geh ins Lincoln Center, vielleicht zu einer Ballettaufführung, schau nach unten und anstatt auf die Tänzer:innen, schau in den Orchestergraben zu den Musiker:innen, du wirst sehen, wie sie ein Buch hervorholen und es lesen, während sie sich ausruhen, oder wie sie ein Sandwich essen, während sie den Orchestergraben verlassen. Ich sage oft: „Du willst Musiker:in sein, aber in Wirklichkeit versuchst du, Künstler:in zu sein.“ Und das ist etwas ganz anderes und viel schwieriger zu erreichen.“

Ein Nachmittag am Fluss

Kehren wir für einen Moment zur Kapelle zurück. Es ist der 4. Juli 2024. Die angespannte Stille durchbrechend, beginnt Jones eine klagende Melodie zu entfalten, wobei er sich die gefeierte Fähigkeit des Saxophons zunutze macht, menschliche Gedanken zu kanalisieren, mal erhebend, mal fragend, aber immer fließend. Während er spielt, entwickelt sich ein Gespräch zwischen zwei musikalischen Figuren, mal leise und brütend, mal schrill und reaktiv, zwei Charaktere, die sich in der Mitte der Kapelle zu umkreisen beginnen. Abwechselnd meditativ und erhebend, aber sind Kapellen nicht auch ein Ort der Sünde und der Buße?

Schließlich werden die Töne leiser, bis nur noch der Atemrhythmus des Spielers zu hören ist. Die beiden Figuren, die ihren Austausch fortsetzen, sind vielleicht flussaufwärts (oder flussabwärts) verschwunden… Es ist ein typischer Monheim-Moment und ein malerischer Touch von Jones, der unsere Aufmerksamkeit mühelos auf die Verbindung zwischen dem Vergänglichen, dem Ewigen und dem Expressiven lenkt. Bei der Erinnerung an diese wunderbare Darbietung frage ich mich, wie er sich die Fortsetzung des Prequels vorstellt.

Meditationen von und für eine bessere Welt

Ich treffe Darius im grauen Januar 2025 wieder, und unser Gespräch wird zunächst durch das Wiederauftauchen des orangefarbenen Möchtegern-Faschisten getrübt. Wir erörtern kurz die progressiven Möglichkeiten, die sich ergeben würden, wenn Kanada die USA wieder annektieren würde, bevor wir uns wieder der erhabeneren Verheißung von Jones‘ geplanten Auftritten bei der Monheim Triennale 2025 zuwenden. Das hebt die Stimmung.

Darius Jones: „Ich werde ein komponiertes Werk namens „Samesoul Maker präsentieren – ein Stück für vier Stimmen, Glocken und präpariertes Vibraphon. Es wurde bereits zweimal in New York aufgeführt, aber es ist das erste Mal, dass ich eine Komposition von mir in Europa aufführe, worüber ich mich sehr freue. Es ist ein Stück in Langform und eines, das mein eigenes erfundenes Sprachsystem für den gesungenen Text verwendet. Ich bin besessen von Ritualen, einfachen Dingen und ihrer Bedeutung für eine Gesellschaft. Der Sinn des Stückes ist, dass es ein Ritual ist, im Grunde eine Meditation, die jeden Tag stattfinden sollte.“

Das Stück ist ein Gegenstück zu Jones‘ Werk „The Oversoul Manual” aus dem Jahr 2023 und spielt im selben „Mannish Boy Universum“ – einer Art außerirdischem spirituellem Reich mit eigenen Gemeinschaftspraktiken und einer eigenen Sprache. Während „Oversoul Manual” die Erschaffung neuen Lebens charakterisiert, das entsteht, wenn Stimmen und Geister harmonieren, ist „Samesoul Maker” eine Meditation für diejenigen, die zurückgelassen wurden und darauf warten zu sehen, wer geboren wird und welcher Natur er sein wird, gut oder schlecht.

Darius Jones: „Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten“, lacht Jones. „Aber als Komponist versuche ich, über die verschiedenen Arten des Meditierens nachzudenken, was ist es als Prozess, wie Ideen sich bewegen und kanalisiert werden. Das gibt der Musik eine ursprüngliche Qualität, aber ich verberge, wie sich die Dinge beim Schreiben verändern. Ich kann sagen, dass in diesem Stück alles niedergeschrieben ist – keine Improvisation, alles in Noten.“

„Samesoul Maker” wird bei der Monheim Triennale zweimal aufgeführt – wie Jones sagt, bietet die Pluralität sowohl den Musiker:innen als auch dem Publikum die Möglichkeit, Neues zu entdecken, während sie das Stück schaffen und genießen. Und wie jede/r Triennale-Besucher:in weiß, sollte man die Gelegenheit, in einem anderen und besseren musikalischen Universum zu meditieren, immer nutzen.