Statement Rabih Lahoud

07.12.2025
© Vanessa Stratmann für Monheim Triennale

Ansprache Rabih Lahoud, Artist-in-Residence der Monheim Triennale
Konzert „Stadtstimmung macht Licht“
7.Dezember 2025, Altstadtkirche

„Liebe Freundinnen und Freunde der Monheim Triennale,

Ich danke euch von Herzen, dass ihr den Weg heute so zahlreich in die Altstadtkirche gefunden habt. Vielen von euch bin ich in den vergangenen Wochen im Rahmen meiner Tätigkeit als Artist-in-Residence der Monheim Triennale begegnet, mit vielen habe ich gearbeitet und euch offenbar inspiriert zu kommen.

Viele von euch kennen die Monheim Triennale seit Beginn, einige sind heute zum ersten Mal hier.

Darüber freue ich mich außerordentlich!

Umso trauriger bin ich, euch mitzuteilen, dass das Konzert heute anders als von uns geplant und gewünscht stattfinden wird.

Wir haben vor wenigen Tagen erfahren, dass der neue Aufsichtsrat der Monheim Triennale unter der Leitung von Sonja Wienecke am kommenden Mittwoch entscheiden will, unseren Intendanten Reiner Michalke zum Ende des Jahres abzuberufen.

Reiner Michalke ist der Ideengeber dieses Festivals, seit 2018 der kreative Kopf der Organisation, derjenige, der die Künstler:innen gesucht und gefunden hat, derjenige der die Idee hatte, einen Artist-in-Residence für die Stadtgesellschaft zu installieren.

Er ist derjenige, der Achim Tang ausgewählt hatte und der mich als Nachfolger berufen hat.

Mit der bevorstehenden Entscheidung des neuen Aufsichtsrates, die lediglich im Bündnis um Sonja Wienecke vorbesprochen wurde, soll die Monheim Triennale quasi im Hinterzimmer hingerichtet werden.

Die Art und Weise lässt mich und das Team fassungslos zurück. Denn besonders schlimm ist, dass niemand mit uns im Vorfeld über Optionen gesprochen hat. So weiß ich, dass alternative Konzepte durch die Festivalleitung erarbeitetet und kalkuliert wurden – wissentlich, dass der Monheimer Haushalt verschlankt werden muss. Alle Einladungen zu konzeptionellen Gesprächen blieben unbeantwortet. Stattdessen entlässt man den künstlerischen Leiter eines Festivals, das es so auf der Welt kein zweites Mal gibt und das international und national auf Erfolgskurs war.

Von einer Bürgermeisterin, die sich Dialog und Brückenbauen auf die Fahnen geschrieben hat, haben wir uns etwas anderes gewünscht und erwartet. Schockiert müssen wir heute feststellen, dass es den neuen Bündnis-Parteien nie um echten Dialog in der Kultur ging. Obwohl gerade dann, wenn unterschiedliche Meinungen herrschen und sich Rahmenbedingungen geändert haben, der menschliche Dialog der einzige Weg gewesen wäre!

Wie ihr sehen könnt, stehe ich ohne Sofia Jernberg und ohne Mats Gustafsson hier vorne. Die Beiden wären der Einladung von Reiner Michalke gefolgt. Sie hätten diese besondere musikalische Begegnung hier in Monheim gerne mitgestaltet. Sie sind schockiert und zutiefst traurig über die aktuelle Entwicklung und setzen nun durch ihre Abwesenheit ein solidarisches Zeichen der Stille.  Uns muss klar sein: Durch das Entfernen des Intendanten, stirbt auch seine Idee, die internationale Musikwelt mit der lokalen Musikszene in Monheim zu verbinden.

Meine einzige Aufgabe und auch meine Passion als Artist-in-Residence ist es, die zwei Welten miteinander zu verbinden: auf Augenhöhe, gleichberechtigt und so, dass alle Beteiligten davon lernen und sich inspirieren lassen können. Nun soll die eine der beiden Welten keine Rolle mehr spielen. Meine Aufgabe wird somit überflüssig. Diese Stadt braucht keinen weiteren Musiklehrer, sie braucht echte Begegnungen mit dem Neuen, mit dem Unbekannten.

Sollte Frau Wienecke und der Aufsichtsrat am Mittwoch ihren Plan beschließen und damit einen radikalen Einschnitt in die kulturelle Vielfalt dieser Stadt vornehmen, wird dies heute auch mein letztes Konzert als Artist-in-Residence sein.

Denn wenn man mutige Kultur und Musik entfernt, bremst man die Entwicklung und schlussendlich bleibt nichts als Stille.

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Ich lade euch ein, zwischen den stillen Momenten mit mir Musik zu machen. Denn auch wenn die Politik Entscheidungen treffen kann, können die Bürgerinnen und Bürger ihrer Stimme erheben.“