Chris Watson

Chris Watson in Monheim am Rhein
Chris Watson in Monheim am Rhein © Niclas Weber

„From the Mara to Monheim”, 2023
Installation
Wäldchen am Wanderparkplatz
Täglich

Hier finden Sie einen Zeitplan, wann welche Tiere zu hören sind. Wir empfehlen, das Waldstück zu umrunden.

Das Projekt des englischen Musikers und Sound-Künstlers Chris Watson basierte auf der Idee einer sogenannten Inversionswetterlage oder Umkehrwetterlage. Das bedeutet, dass Schallwellen über weite Entfernungen getragen werden können.

In Watsons Gedankenspiel wurden die Klänge einer äquatorialen Klanglandschaft aus der Masai Mara, einem Naturreservat in Kenia, durch diese Naturphänomen in ein kleines Wäldchen nahe der Altstadt in Monheim am Rhein getragen.

Die Umkehrwetterlage tritt auf, wenn die Lufttemperatur in der Höhe steigt und dadurch kältere Luft in Bodennähe von einer darüber liegenden wärmeren Luftschicht eingeschlossen wird. Unter diesen Bedingungen werden Schallwellen von der Grenzschicht zurück zum Boden reflektiert, wodurch sich der Schall viel weiter als gewöhnlich ausbreitet.

Video: Chris Watson – Besuch in Monheim am Rhein

Ab 8 Uhr morgens erweckten Lautsprecher, die zwischen den Bäumen versteckt waren, das Naturschutzgebiet Masai Mara in Kenia zum Leben. Zu hören war in dem Waldstück nahe der Monheimer Altstadt über den ganzen Tag ein Chor aus Löwen, Vögeln, Gnus, grünen Meerkatzen, afrikanischen Elefanten und vielen mehr.

Bis acht Uhr abends wechselten die Klänge zwischen dramatischen und actionreichen Phasen und Zeiten scheinbarer Ruhe und Stille.

Die hohe Tagestemperatur von bis zu 40 °C beeinflussen in Kenia das Verhalten der Tiere stark, dass in der Mittagshitze nur Solo-Gesänge der Insekten vom Waldboden erklangen. Am Nachmittag zogen dann tropische Gewitterwolken und Donnergrollen durch den Wald. Flusspferde tauchten aus dem Flussbett auf und ein Löwenrudel kam aus seiner Höhle hervor.

Ganz in der Nähe erklangen die Rufe einer Gruppe von Tüpfelhyänen und waren damit ebenso Teil eines abendlichen Chors wie das Flattern von Fledermäusen, das Quaken von Fröschen oder das Summen von Insekten. Dann begann die Zeit, in der die Raubtiere auf die Jagd nach ihrer Beute gehen.

Das Werk zelebrierte die Klänge einer fernen Landschaft, die genau zur gleichen Tageszeit in die lokale Landschaft von Monheim übertragen wurde. Das Publikum war eingeladen, an einem vertrauten Ort spazieren zu gehen, während es sich mit dem Soundtrack und dem alltäglichen Drama eines fernen und ungewohnten Lebensraums auseinandersetzen konnte.

Biografie

Chris Watson, lebt und arbeitet in Newcastle upon Tyne. Er war in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren ein Gründungsmitglied der einflussreichen experimentellen Musikgruppe Cabaret Voltaire. Seitdem hat er ein besonderes und leidenschaftliches Interesse an der Aufnahme von Geräuschen von Tieren und Lebensräumen aus aller Welt entwickelt. Zu seinen Fernseharbeiten gehören viele Sendungen der David Attenborough-Serie „Life“, darunter „The Life of Birds“, die 1996 mit einem BAFTA Award für den „Best Factual Sound“ ausgezeichnet wurde, und die BBC-Serie „Frozen Planet“, die ebenfalls mit einem BAFTA Award ausgezeichnet wurde.

Watson hat zahlreiche BBC Radio 4 und World Service Produktionen aufgenommen oder daran mitgewirkt, darunter „The Wire“, für das er mit dem Broadcaster of The Year Award ausgezeichnet wurde, der durch die Broadcasting Press Guild’s verliehen wird. Watson erhielt ebenfalls den Paul Hamlyn Composers Award. Seine Installationen wurden von internationalen Institutionen und Festivals in Auftrag gegeben, darunter die Sheffield Millennium Gallery, Opera North (Leeds), The National Gallery (London), Louvre (Paris), die Aichi Triennale in Japan und das Festival Unsound (Krakau).

Webseite von Chris Watson

Infotafel und Installationsort von Chris Watson „From the Mara to Monheim”
Infotafel und Installationsort von Chris Watson „From the Mara to Monheim” © Niclas Weber