Rojin Sharafi

Rojin Sharafi © Hessam Samavatian

Rojin Sharafi (* Teheran) lebt in Wien und arbeitet dort als Komponistin, Klangkünstlerin und Tonmeisterin. Mit 17 Jahren zog sie von Teheran nach Wien, um dort Komposition zu studieren. In ihrer Musik, die zugleich als „roh und feingeschliffen, rau und verträumt“ beschrieben wird, setzt sie sich sowohl mit akustischen, elektro-akustischen als auch elektronischen Ansätzen auseinander.

Einflüsse aus Folk, Ambient, aber auch Noise, Metal und zeitgenössischer Musik werden in ihrer transdisziplinären Praxis deutlich, genauso wie ein Bezug zur Literatur, Performance und Videokunst. Sharafi nutzt mehrere Drum-Machines, analoge und selbst programmierte Instrumente, die sie mit einem Universitäts-Dozenten gemeinsam entwickelt hat, um ganz eigene Texturen zu erzeugen.

Durch die Improvisation mit analogem wie digitalem Setup erweiterte sie ihre Formsprachen und legt besonderes Augenmerk auf verschiedene Zeitqualitäten, Klangfarben und Methoden der Komposition und Dekomposition dramatischer Momente wie Spannung und Überraschung.

Anlässlich ihres zweiten Albums „Zangaar“ 2020, das auf eigenen Gedichten basiert, benennt sie die Bedeutung des Improvisierens für ihre Arbeit: „Improvisieren hat viel mit dem Zulassen von Zufällen zu tun und mit der Entscheidungsfindung im Moment. Ich improvisiere oft mit verschiedenen Instrumenten oder elektronischen Geräten. (…) Zufälle, die passieren, möchte ich als Ästhetik der Improvisation wahrnehmen – und nicht als etwas Falsches, das man aktiv verhindern will.

Ihr Debütalbum „Urns Waiting To Be Fed“ erschien 2019 und The Quietus lobte es als „das wirklich Unerwartete“ und bezeichnete es als „eine der ekstatischsten und wildesten Musikstunden.“ Sie veröffentlichte beide Alben auf Zabte Sote, einem Label für experimentelle Musik von Künstler:innen aus dem Iran.

Sharafi spielte u.a. zusammen mit dem Why Not? Collective, dem Decoder Ensemble, dem Schallfeld Ensemble, dem Black Page Orchestra, dem Ensemble Phoenix Basel und dem Ensemble United Berlin. Sie arbeitet regelmäßig auch mit Film- und Tanzproduktionen, u.a. für Arte Creative und dem Tanzquartier Wien.

Sie ist bei bei internationalen Festivals wie dem SET x CTM 2018 (Teheran), Unsafe+Sounds 2018 (Wien), Hyperreality 2019 (Wien), den Wiener Festwochen 2020, dem Musikprotokoll 2020 (Graz) oder bei No Bounds (Sheffield), Skanumezs (Riga), Schiev (Brüssel) und Intonal (Malmö) aufgetreten. 2020 wurde sie von Shape, einer digitalen Plattform für innovative Künste, gefördert.

Darüber hinaus wurde sie 2018 mit dem österreichischen Komponistinnenpreis beim Wien Modern Festival ausgezeichnet.

Rojin Sharafi:
Schwer kategorisierbar zu sein finde ich interessant. Das hat unbewusst begonnen, ist aber mittlerweile offensichtlicher geworden. Die Grenze zwischen Aggression, Spannung und Energie ist ziemlich brüchig. Ich mag es, mich entlang dieser Grenze zu bewegen. Meine Musik ist sehr impulsiv und unruhig. Es passiert viel und das führt zu einer gewissen ausgedachten Unruhe. Die Ereignisse und Figuren sind manchmal extrem in ihren Frequenzen, Rhythmen und anderen Eigenschaften.“